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Interview mit Bernd Perplies – Teil 1: Der Erschaffer...


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Bernd Perplies, Jahrgang 1977, veröffentlichte im August 2008 den ersten Band seiner „Tarean“-Trilogie im Egmont-LYX-Verlag. Für seinen Debütroman „Tarean – Sohn des Fluchbringers“ wurde der Autor für den begehrten und beliebten, vom Publikum verliehenen „Deutschen Phantastik Preis“ nominiert. Gleichgültig, ob er den Preis für das beste Romandebüt auf der BuCon in Empfang nehmen wird, freut es mich, im Auftrag von Webcritics mit dem Autor zu sprechen.

Marc-Florian Wendland: Hallo Bernd, unzählige Male wirst du dies bereits gefragt worden sein, dennoch auch für unsere Leser bitte ich dich um die obligatorische knappe autobiographische Vorstellung deiner Person. Wer ist Bernd Perplies neben der Schreiberei?

Bernd Perplies: Also, ich wurde 1977 in Wiesbaden geboren, studierte Filmwissenschaft, Germanistik, Buchwissenschaft und Psychologie in Mainz und arbeite heute drei Tage die Woche im Deutschen Filminstitut - DIF in Frankfurt am Main. Darüber hinaus bin ich freiberuflich als Übersetzer und Journalist tätig, unter anderem für das Rollenspiel-Portal Ringbote.de, das Genre-Magazin Space View und für Cross Cult. In meiner Freizeit schaue ich gerne Filme, lese Bücher und spiele mit Freunden Brettspiele oder Pen-&-Paper-Rollenspiele.

Marc-Florian Wendland: Mit der Veröffentlichung deines Debütromans im letzten Jahr in der Marke LYX beim Egmont-Verlag ist dir ein Wurf gelungen, den viele Nachwuchsautoren gerne geleistet hätten. Wie kam der Kontrakt über die „Tarean“-Trilogie zustande?

Bernd Perplies: Anfangs war "Tarean" ja eigentlich der Beitrag zu einem fantastischen Schreibwettbewerb gewesen. Dort bin ich allerdings schon in der ersten Runde ausgeschieden. Doch statt zu resignieren, dachte ich mir "Jetzt erst recht" und überarbeitete das Manuskript noch einmal komplett. Danach schickte ich es auf gut Glück zu der auf Fantasy-Kost spezialisierten Literaturagentur Schmidt & Abrahams, denn ich hatte zuvor in einem Interview gelesen, dass es für angehende Autoren deutlich leichter sei, die Aufmerksamkeit von Verlagen zu erregen, wenn man mit einem Agenten auftritt. Nach einer Prüfung meines Manuskripts und noch einigen Überarbeitungen wurde "Tarean" von der Agentur unter Vertrag genommen und auf der Buchmesse 2007 in Frankfurt bei einigen Verlagen vorgestellt. Und nach einer nervenaufreibenden Wartezeit von ziemlich genau fünf Monaten bekam ich schließlich zur Buchmesse Leipzig im März 2008 gleich drei Angebote, von denen das von Lyx uns, also meiner Agentin und mir, am besten gefallen hat.

Marc-Florian Wendland: Wie verlief die Zusammenarbeit im Dreiecksverhältnis Verlag, Literaturagentur und Autor? Musstest du vielfach den Rotstift ansetzen und einige Passagen oder Handlungsstränge gegen deine Überzeugung kürzen? Gab es Streitpunkte?

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Bernd Perplies: Im Grunde wurde überraschend wenig geändert. Natürlich wurden die unvermeidlichen Rechtschreibfehler, kleine Logiklöcher, sich wiederholende Phrasen oder zu komplizierte Schachtelsätze (meine Spezialität) ausgemerzt. Darüber gab es anfangs, also beim ersten Band, auch durchaus die eine oder andere Diskussion, bei Band 2 und 3 haben wir uns dann besser aufeinander eingespielt. Inhaltlich ist ohnehin fast alles gleich geblieben, und gekürzt wurde überhaupt nichts. Bisher war es eher der Fall, dass ich noch ein paar Erklärungen hinzugefügt habe, sodass das Manuskript am Ende länger war als vorher. Ich weiß, dass andere Autoren hier ganz andere Dinge erleben oder auch ganz anders ans Schreiben selbst herangehen - also erstmal alle Gedanken ins Papier fließen lassen und dann das Ganze um ein Viertel straffen. Ich schreibe lieber gleich so, wie ich es am Ende gerne lesen würde. Dadurch komme ich vielleicht etwas langsamer voran, dafür fällt die Korrekturphase ziemlich kurz aus.

Marc-Florian Wendland: So sehr sich ein Autor natürlich wünscht bei einem renommierten oder populären Publikumsverlag zu landen, die Erwartungshaltung des Verlages wird zweifelsohne enorm sein. Worin, denkst du, sieht der Verlag die Stärken in deiner Trilogie. Was hat ihn davon überzeugt „Tarean“ zu veröffentlichen?

Bernd Perplies: Ich kann natürlich nicht in die Köpfe der Verlagsentscheider schauen, aber ich denke, was alle „Tarean“-Bände auszeichnet, ist einerseits, dass die Geschichten sehr filmisch erzählt sind – was vermutlich daher kommt, dass ich ein fast so großer Filmfan bin wie Buchliebhaber. Und so habe ich mir die ganze Zeit vorgestellt, wie die Handlung von „Tarean“ wohl auf der großen Leinwand aussehen würde. Dementsprechend ist ständig irgendetwas los, und es gibt mehrere ziemlich spektakuläre Augenblicke. Fünfzig Seiten Wassertreten, wie es einem sonst schon mal unterkommen kann, gibt es hier nicht. Zum anderen könnte ich mir vorstellen, dass dem Verlag die Figurenkonstellation gefallen hat, die kuriose Truppe, die Tarean um sich versammelt. Das winzige Irrlicht Moosbeere beispielsweise ist zwar ignorant und egozentrisch, aber auch furchtbar süß – man muss sie einfach gern haben. Der Werbär Bromm dagegen ist ein verlässlicher Kumpel, der sich zwar mürrisch gibt, aber für seine Freunde durch Dick und Dünn geht. Und auch die Albin Auril, der Vogelmensch Iegi und all die anderen sorgen durch ihre Eigenheit (in Rasse und Charakter) für Abwechslung, die deutlich bunter daherkommt, als es bei Protagonisten, die allesamt Elfen oder Zwerge oder was auch immer sind, der Fall wäre.

Marc-Florian Wendland: Und einmal ganz selbstkritisch: Welche Stärken und Schwächen besitzt die Story aus deiner Sicht?

Bernd Perplies: Zu den Stärken habe ich ja schon einiges gesagt: mit ordentlich Action, einem guten Schuss Romantik, einer Prise Humor und viel Abwechslung sollte „Tarean“ den meisten Lesern gute Unterhaltung bieten. Natürlich richtet sich die Trilogie vor allem an jugendliche Leser und gerne auch an Fantasy-Neulinge. So ist die Handlung ziemlich „klassisch“ – vor allem im ersten Band: Junge zieht aus, um Hexer zu besiegen, trifft dabei Gefährten und erlebt Abenteuer. Es gibt zwar ein paar Überraschungen, aber hier vor allem am Schluss. In Band 2 und 3 wird das etwas Ganze etwas komplexer. In Band 2 kommen die Beziehungsprobleme der Figuren untereinander dazu, in Band 3 weitet sich die Handlungsperspektive auf mehrere Schauplätze aus. Aber komplexe, erwachsene Fantasy im Sinne eines George R. R. Martin stellt „Tarean“ mit Sicherheit nicht dar. Wer so etwas erwartet, liegt hier falsch.

Marc-Florian Wendland: Die „Tarean“-Bände kamen in einem Abstand von nicht einmal einem Jahr heraus. Hattest du alle drei Bände gewissermaßen schon in der Schublade, als du dich bei der Literaturagentur Schrift-Art um Vertretung beworben hattest?

Bernd Perplies: Nein. Die Entscheidung, eine Trilogie zu machen, wurde vom Verlag gefällt. Im Grunde hätte „Tarean - Sohn des Fluchbringers“ auch ein Einzelroman sein können, denn die Handlung des ersten Bandes ist abgeschlossen. Ich hatte ihn extra so geschrieben, denn wusste ja nicht, ob ich einen weiteren Buchvertrag bekommen würde - außerdem war für den Schreibwettbewerb ein Roman, keine Trilogie gefragt. Natürlich habe ich Anknüpffäden offen gelassen für die Möglichkeit von Fortsetzungen. Und als LYX dann nach der Lektüre des ersten Bandes sagte, sie hätten gerne eine Trilogie, konnte ich diese Fäden aufgreifen. Aus den drei Romanen dann praktisch drei Stufen von Tareans Entwicklung zu machen – vom gebranntmarkten Jungen über den nach seiner Bestimmung Suchenden bis hin zum Ritter –, war die naheliegende Lösung.

Marc-Florian Wendland: Bernd, du hast es bei der Verleihung des Deutschen Phantastik Preises 2009 (Sparte: Bestes Debüt) auf das Treppchen geschafft und die Bronzemedaille erlangt. Der Preis für das beste Debüt ist sicherlich greifbarer als der des besten Romans. Welches Gefühlt überwiegt? Die Enttäuschung oder die Freude über den dritten Platz?

Bernd Perplies: Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, ich hätte mir nicht gewünscht, zu gewinnen – nachdem ich es zu meiner großen Freude bereits in den kleinen Kreis der fünf Finalisten geschafft hatte. Aber mir gefällt Ju Honischs Buch „Das Obsidianherz“ sehr gut und ich gönne ihr den Sieg von Herzen. Und natürlich ist es eine passable Leistung, unter allen phantastischen Debütromanen eines Jahres, als „Drittbester“ erwählt worden zu sein. Das heißt allerdings nicht, dass ich mich auf diesen Lorbeeren ausruhen werde. Es folgen noch viele Phantastikpreise – und mindestens einen gedenke ich irgendwann mit nach Hause zu nehmen! 

Marc-Florian Wendland: Kehren wie der „Tarean“-Trilogie erst einmal den Rücken. Kannst du persönlich zwischen der „Hobbyschreiberei“ und der vertragsgebundenen bzw. „Auftragsschreiberei“ einen Unterschied ausmachen? Ist Zweiteres weniger Hobby und mehr Arbeit?

Bernd Perplies: Auf jeden Fall. Hobbyschreiberei wird ganz von der eigenen Passion für die Sache angetrieben. Wenn man Lust hat, schreibt man. Hat man gerade keine, lässt man es bleiben. Sobald ein Vertrag geschlossen wurde, gibt es Verpflichtungen, eine Deadline, die es einzuhalten gilt. Dann muss Passion zum Teil schlicht durch Disziplin ersetzt werden, die Disziplin, sich auch dann hinzusetzen und zumindest ein wenig weiterzuarbeiten, wenn man sich leer oder lustlos fühlt. Und ich denke, dass die meisten Autoren meiner Meinung sind, wenn ich sage, dass die letzten paar Wochen vor der Abgabe echter Stress sind – genau der gleiche Stress, den jeder Arbeitnehmer empfindet, der ein Projekt in einem engen Zeitrahmen fertig stellen muss. Nichtsdestoweniger würde ich das niemals mehr missen wollen, denn trotz allem macht es natürlich unglaublichen Spaß, zu sehen, wie sich eine Welt vor den eigenen Augen entfaltet. „Auftragsschreiberei“ mag also von der Art her durchaus Arbeit sein, aber gepaart mit der Freude, die man bei der Ausübung eines Hobbys verspürt.

Marc-Florian Wendland: Und da wir gerade dabei sind: Welche anderen Projekte stehen derzeit auf deiner persönlichen ToDo-Liste?

Bernd Perplies: Zum einen übersetze ich gerade einen neuen „Star Trek“-Roman für Cross Cult: „Heldentod“ aus der Second Decade der »Next Generation«-Schiene, der Anfang nächsten Jahres erscheinen wird. Außerdem steht für mich 2010 die nächste Romantrilogie an. Diesmal führt es mich in England des Jahres 1896. Verfeindete Magierfraktionen kämpfen um die Herrschaft über „die Magie an sich“, wobei auch – ganz im Sinne einer guten Abenteuergeschichte Jules-Verne’scher Art – Tauchboote, Zeppeline und Panzerkreuzer eine Rolle spielen werden. Ich habe bereits eine spannende Darstellerriege beisammen und diverse spektakuläre Momente vor Augen. Ich denke, das wird ein großer Spaß werden.

Marc-Florian Wendland: Bernd, ich bedanke mich für deine Zeit. Ich wünsche dir viel Erfolg und wir werden des Interviews mit den berühmten drei Worten eines 80er Jahre-Science Fiction-Films beenden: to be continued...

Der zweite Teil des Interviews mit dem Titel „... und seine Werke“ folgt in wenigen Monaten.